Erschienen in der ALLGÄUER ZEITUNG am 30.12.2023:
Generationenprojekt im Sägewerk
Von Olaf Winkler
Grünenbach Es ist ein „Generationenprojekt“, in das Dominic und Timo Poschenrieder derzeit investieren. Es gilt, die Produktionsstraße des Unternehmens in Schüttentobel zu erneuern und fit zu machen für die nächsten Jahrzehnte. Die Bauarbeiten haben bereits begonnen. Doch für 2024 ist der Austausch des „Herzstücks“ des gesamten Betriebes, der Säge, geplant. Die logistische Herausforderung dabei: Eine Unterbrechung von An- und Auslieferung soll es nicht geben. „Für unsere Lieferanten und Kunden läuft alles weiter wie gehabt“, kündigt Dominic Poschenrieder an.
Das Sägewerk in Schüttentobel besteht seit 125 Jahren. Aktuell hat es 30 Mitarbeiter und verarbeitet 70.000 Festmeter Holz pro Jahr. Seit 2021 leiten die beiden Brüder das Sägewerk in vierter Generation. Sie sahen sich vor der Entscheidung für eine Investition – oder mittelfristig nicht mehr am Markt bestehen zu können. Denn der hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant verändert und immer mehr konzentriert.
Für Dominic und Timo Poschenrieder ist klar: Das traditionsreiche Sägewerk soll vor allem für die Region eine wichtige Anlaufadresse sein – für jene, die Holz anliefern, aber auch für jene, die Holz benötigen.
Im Westallgäu haben sie es mit einer besonderen Situation zu tun: Hier gibt es vor allem kleinteiligen Privatwaldbesitz. Und sie haben immer häufiger schwaches, also vergleichsweise dünnes Holz zu bearbeiten, das vor allem nach Stürmen auf dem Markt ist. Durch den verstärkten Waldumbau haben sie aber auch starkes, also besonders dickes Holz zu bearbeiten.
In den Randsortimenten will sich das Werk künftig besser aufstellen. Denn zu oft geht es bislang zu Sägewerken in Landsberg oder Österreich. Diese weiten Transportwege müssen aus Sicht der Brüder nicht sein. „Wir wollen für den Waldbesitzer zum Vollabnehmer werden“, sagt Dominic Poschenrieder.
In einem ersten Schritt wird deshalb derzeit eine neuen Sortierhalle gebaut. Der Trick dabei: Da die neue Halle höher ist als der Bestand, war es möglich, den Neubau während des laufenden Betriebs zu verwirklichen. Nun steht der Neubau, die alte Halle darunter ist abgerissen, der Einbau unter anderem einer zweiten Stapelanlage ist für Anfang 2024 vorgesehen und zugleich erhält das Gebäude seine Fassade. Dass das Werk damit etwas in die Höhe wächst, ist der Tallage und der Argen geschuldet, die hier im weiteren Verlauf den Eistobel durchfließt. Eine Ausdehnung in der Fläche ist schlicht nicht möglich.
Für die zweite Ausbaustufe läuft gerade das Genehmigungsverfahren. Der Gemeinderat Grünenbach hat bereits grünes Licht gegeben. Geplant ist ein Ersatzbau für die vordere Halle mit einer neuen Säge. Sie soll eine Spezialfirma aus dem Schwarzwald liefern. Für die derzeitige, 24 Jahre alte Säge sind Ersatzteile immer schwieriger erhältlich. Zugleich ist sie reparaturanfälliger geworden. Die neue Maschine verfügt über größere Motoren, umfangreiche Vermessungstechnik – und nicht zuletzt größere Sicherheitsbereiche. Liegt die Genehmigung vor, soll auch hier zunächst der Neubau der Halle erfolgen. Läuft alles nach Plan, hoffen die Brüder, dass im Oktober 2024 alles fertig ist.
Wichtig für sie: Der Betrieb macht keine Pause. Der Rundholzplatz für die Annahme von angeliefertem Holz steht uneingeschränkt zur Verfügung. Und damit Kunden jederzeit das von ihnen angefragte Sortiment erhalten, sind zwei kleinere Sägen während der Arbeiten im Einsatz.
Zwar seien auch in Zukunft regelmäßige Investitionen notwendig, sagt Timo Poschenrieder. Aber grundsätzlich sei der Betrieb nach dem Um- und Neubau jetzt wieder gerüstet für die nächsten 20 bis 25 Jahre.
Mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung